Disruptive Architekturen in der Kabine stellen einen grundlegend neuen Ansatz bei der Gestaltung von Kabinensystemen und Versorgungssystemen dar. Statt traditioneller, musterorientierter Designs werden hier die Grenzen zwischen Systemen bewusst aufgehoben und die Kabine als ein ganzheitliches, funktionsorientiertes System neu gedacht.
Ziel bis 2035:
Ziel bis 2050:
Dies bedeutet, dass bestehende Systeme und Komponenten in ihre einzelnen Funktionen zerlegt und anschließend flexibel und modular neu zusammengesetzt werden. Die Kabine wird damit zu einer Plattform, deren Funktionen sich bedarfsgerecht an die jeweiligen Flugmissionen anpassen lassen. Dadurch entsteht eine neue Flexibilität, die weit über die heute üblichen festgelegten Sitzordnungen und Kabinenkonfigurationen hinausgeht.
Technologisch basiert der Ansatz disruptiver Architekturen auf der Integration moderner Werkstoffe, digitaler Planungstools sowie modularer und multifunktionaler Bauteile. Die Zerlegung klassischer Komponenten in einzelne, klar definierte Funktionen ermöglicht es, diese neu zu kombinieren und flexibel an die Anforderungen verschiedener Flugzeuge und Flugprofile anzupassen. Die Kombination mit autarken Energieversorgungssystemen – etwa durch lokal integrierte Energiespeicher oder hybride Versorgungslösungen – trägt dazu bei, Versorgungssysteme zu entkoppeln und unabhängiger von zentralen Energienetzen zu machen. Die digitale Vernetzung und Steuerung der Kabinenfunktionen ermöglichen es, die Kabinenumgebung in Echtzeit zu überwachen und an wechselnde Bedingungen anzupassen.
Diese innovativen Architekturen finden Anwendung in unterschiedlichsten Flugzeugtypen und Flugprofilen. Von der dynamischen Anpassung der Kabinenkonfigurationen bei Langstrecken- oder Kurzstreckenflügen über flexible Sitzanordnungen bis hin zu individuellen Komfort- und Sicherheitsmodulen können die Funktionen der Kabine flugmissionsabhängig optimiert werden.
Dadurch entstehen neue Möglichkeiten für effiziente Betriebsabläufe, maßgeschneiderte Passagiererlebnisse sowie nachhaltige Ressourcennutzung. Die modulare Gestaltung erleichtert zudem Wartung und Upgrades, da einzelne Funktionsbausteine unabhängig ausgetauscht oder aktualisiert werden können. Für die Neuausrichtung des Luftfahrtforschungsprogramms LuFo ist die Entwicklung disruptiver Architekturen von besonderer Bedeutung, da sie eine umfassende und vernetzte Betrachtung von Kabinensystemen erfordert. Dabei müssen unterschiedliche Disziplinen – von Werkstoffkunde über Systemengineering bis hin zur digitalen Steuerung – eng verzahnt zusammenarbeiten. Die Erforschung und Umsetzung modularer, autarker Versorgungssysteme sowie die systematische Zerlegung und Neuordnung von Funktionen bilden hier zentrale Entwicklungsfelder. Neben den technologischen Innovationen leisten diese Architekturen auch einen wichtigen Beitrag zur Reduktion von Energieverbrauch und Emissionen, indem sie eine effizientere Nutzung der Kabinenressourcen ermöglichen und so die Klimaziele der Luftfahrt unterstützen.
Insgesamt bieten disruptive Architekturen das Potenzial, die Kabine der Zukunft grundlegend zu transformieren. Die Auflösung starrer Systemgrenzen, die funktionsorientierte Gestaltung und die Entkopplung von Kabinenfunktionen schaffen ein flexibles, effizientes und nachhaltiges Kabinensystem, das sich optimal an die Anforderungen dynamischer Flugprofile anpassen lässt. Dieser Ansatz verbessert nicht nur den Passagierkomfort und die betriebliche Effizienz, sondern ist auch ein entscheidender Schritt hin zu einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Luftfahrt.